Autorin: Dr. Yvonne Frankfurth, 2 Social Freezing Zyklen gemacht, forscht zu Social Freezing und anderen Reproduktionstechnologien, SRI Reproduction Group Affiliate, University of Cambridge; HP Lecturer, King’s College London.
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Wenn du dir unschlüssig bist, ob du deine Eizellen einfrieren solltest. Und versuchst, mehr darüber herauszufinden. Mehr über die Erfolgschancen erfahren möchtest. In welchem Alter man es machen sollte, wenn man es machen möchte. Dann bist du hier genau an der richtigen Stelle.
Ich lehre an der University of Cambridge/King’s College London und habe mich in meiner wissenschaftlichen Arbeit unter anderem mit Social Freezing auseinandergesetzt. Es ist also nicht nur Laienwissen, das hier zum Tragen kommt.
Das hier ist ein kleines Gedankenspiel, die mehr übers Eizellen einfrieren erfahren wollen. Die wissen wollen, inwiefern Social Freezing ihnen dabei helfen kann, den Kinderwunsch auf später zu verschieben.
Der finanzielle, körperliche und emotionale Einsatz kann groß sein.
Lass mich dir vorab sagen: Es gibt viele Punkte, an denen etwas schief gehen kann. Gleichzeitig kann das Einfrieren der Eizellen einen enormen Mehrwert bieten. Besonders dann, wenn man im jungen Alter die Eizellen einfriert.
In jedem Fall lohnt es sich aber auch zu verstehen, dass Social Freezing ein Weg ist, sich für den Kinderwunsch abzusichern. Es ist aber in keinem Falle eine Garantie.
Los geht’s.
Gedankenexperiment: Stell dir vor, du frierst deine Eizellen mit 36 ein
Stell dir vor, du bist 36 Jahre alt (Durchschnittsalter) und entscheidest dich für das Social Freezing.
Du kaufst für die erste Runde Social Freezing für rund 1000-1500 Euro Medikamente (Hormone, Spritzen, Desinfektionstücher etc). Je jünger du bist, desto weniger Geld musst du normalerweise für die Hormone beim Social Freezing bezahlen. Denn du brauchst weniger Hormone, um deinen Körper dazu „anzuspornen“, viele Eibläschen (sogenannte „Follikel“) heranreifen zu lassen. Wenn du älter bist, brauchst du meistens etwas mehr Hilfe von den Hormonen. Daher ist es dann oft etwas teurer. Es werden wahrscheinlich auch weniger Eizellen pro Zyklus entnommen werden können, wenn du älter bist.
Du lässt während dieses Zyklus mehrere Ultraschalls und Blutabnahmen machen. Den ersten meistens vor Ankunft deiner Periode. Dann vielleicht noch mal zwei bis vier Ultraschalls in den darauffolgenden 12 Tagen, je nach Kinderwunschzentrum. Zahlst dafür noch einmal ca. 1000-1500 Euro, es sei denn, die Kosten erstattet dir deine Krankenversicherung. Die Auswertung der Hormone in den Bluttests sind dabei meist am teuersten und werden dir von dem Labor in Rechnung gestellt.
Ca. 11 Tage nachdem du dir die erste Spritze gesetzt hast, musst du morgens früh in die Klinik. Wirst in Vollnarkose versetzt. Mit einer Nadel durch die Vagina wird eine Eizelle nach der anderen geholt. Insgesamt 12 Eizellen. Super. Für diesen operativen Eingriff und die Narkose zahlst du ca. noch mal 1,500-2,000 Euro.
Am Ende haben nur 9 Eizellen von dir die richtige Größe. Sie sind „reif“ genug, um eingefroren zu werden. Eine gute Zahl!
Ein halbes Jahr später durchläufst du den Prozess noch einmal.
Nach zwei Zyklen hast du 16 Eizellen auf Eis. Du freust dich.
Du passt deine Lebensgestaltung dem Gedanken an, dass du jederzeit mit diesen Eizellen Kinder haben kannst.
Jedes halbe Jahr zahlst du 150-300 Euro, damit das Labor die Eizellen weiterhin mit Stickstoff versorgt.
Wie viele Embryonen wirst du von deinen gefrorenen Eizellen haben?
5 Jahre später hast du einen Partner und ihr wollt ein Kind. Nachdem es auf normalem Weg und mit normaler IVF länger nicht geklappt hat, möchtest du die eingeforenen Eizellen benutzen.
Du rufst das Kinderwunschzentrum an. Dein Mann gibt Sperma ab. Beim Auftauen der Eizellen gehen von den 16 Eizellen bei Auftauen ca. 4 Eizellen kaputt. Das passiert einfach deswegen, weil Eizellen sehr empfindlich sind. Ca. 80% der Eizellen überleben den Auftauungsprozess, mal ein paar mehr, mal ein paar weniger.
Du hast also noch 12 Eizellen.
Von diesen Eizellen lassen sich 5 Eizellen befruchten. Wie viele Eizellen sich befruchten lassen, hängt stark von ihrer Qualität ab. Es kann aber auch an den Spermien liegen. Wenn man mit 26 Jahren die Eizellen einfrieren lässt hat man sicherlich anschließend eine höhere Befruchtungs- und Weiterentwicklungsrate des Embryos als wenn man bei Entnahme der Eizellen Ende 30 war. Nun hast du in jedem Falle 5 Embryonen, also 5 befruchtete Eizellen.
Normalerweise lässt man diese Embryonen ein paar Tage heranreifen, bevor man sie dir in die Gebärmutter einsetzt bzw. sie für einen späteren Transfer einfriert. Am dritten Tag entwickeln sich davon 2 Embryonen nicht mehr weiter, an Tag 5 verlierst du noch einen. Das ist recht normal. Nicht alle „schaffen“ es. A
Dann hast du also noch 2 Embryonen übrig. 2 Embryonen mit deinen Eizellen und den Spermien deines Partners. Die Embryonen werden normalerweise einzeln transferiert. Der erste Versuch scheitert. Keine Einnistung findet statt. Dann kommt der Transfer mit dem zweiten Embryo…
Doch auch hier glückt die Schwangerschaft nicht. Tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit auf Lebendgeburt eines Kindes mithilfe der eigenen Eizellen nur bei 25-29% pro Embryotransfer, wenn man Eizellen einer 35-37 Jahre alten Frau verwendet (was ja in dem Beispiel der Fall ist). Die Schwangerschaftsrate liegt etwas höher bei 33-40%. Aber Achtung: Oft wird von der „Schwangerschaftsrate“ gesprochen, weil diese etwas höher ist, nicht die Lebendgeburtrate. Aber man will ja ein Kind, und nicht nur schwanger werden!? Für weitere Statistiken empfehle ich das deutsche IVF-Register. Der Link ist in der Quellenangabe zu finden.
Nicht schwanger. Keine Eizellen mehr übrig. War das Social Freezing umsonst?
Was sind deine Gedanken an diesem Punkt?
Denn das ist das WORST CASE Scenario. Darauf solltest du vorbereitet sein. Denn das kann durchaus passieren. Es IST bereits passiert, vor allem bei Frauen die erst Ende 30 ihre Eizellen eingefroren haben. Es gibt viele Punkte, an denen Eizellen kaputt gehen können. Aber es ist eben auch das Schlimmste, was passieren könnte. Nicht die Norm. Aber genau deswegen eignet es sich perfekt als Gedankenexperiment.
Warum Gedankenexperiment? Wenn dieses Worst Case Szenario für dich total unerträglich ist, dieser Gedanke wirklich so schlimm ist – dann überlege dir zwei Mal, ob du nicht vielleicht einen anderen Weg wählen möchtest. Oder zusätzliche Wege. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Jetzt schon schwanger werden. Embryonen statt Eizellen einfrieren.
Wie alt ist die durchschnittliche Frau, die ihre Eizellen einfriert?
Das renommierte RCOG (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, siehe Quellenangabe unten) schrieb zu den Vor- und Nachteilen von Social Freezing in 2018:
„Untersuchungen haben gezeigt, dass junge Menschen die natürlichen Grenzen der weiblichen Fruchtbarkeit nicht kennen. Und sie die Erfolgsraten assistierter Reproduktionstechnologien erheblich überschätzen. Darüber hinaus heben sie hervor, dass von den 1.173 Zyklen, in denen 2016 Eier eingefroren wurden, nur 32% der Frauen, die ihre Eier einfrieren, 35 Jahre oder jünger waren. Dies ist trotz der Tatsache, dass der höchste Vorhersagefaktor für ein erfolgreiches Einfrieren von Eiern das Alter unter 36 Jahren am besten ist. Aufgrund der geringeren Erfolgsraten pro Eizelle mit zunehmendem Alter würden Frauen in den späten Dreißigern ungefähr 30 Eier benötigen, um gute Chancen auf eine Schwangerschaft zu haben. Diese Frauen würden daher durchschnittlich drei Zyklen der Stimulation der Eierstöcke benötigen, um genügend Eier zu produzieren.“
Solltest du Social Freezing nun machen, oder nicht?!
Was ich dir mit dem Gedankenexperiment zeigen wollte: Überleg es dir einfach sehr, sehr gut. Und sei auf das Worst Case Szenario vorbereitet. Worst Case Szenarios treten selten auf. Aber sie helfen dabei, ein realistisches Bild zu bekommen. Denn eines ist gewiss: Eizellen einfrieren ist keine Garantie für ein Kind.
Social Freezing KANN eine gute Absicherung sein. Wie gut diese Absicherung ist, das hängt von deinem Alter ab, der Qualität der Eizellen, davon wie viele Eizellen du einfrierst, etc. etc. Daher ist meine Message in diesem Artikel an dich: Lass dich richtig gut beraten. Denn nur so kannst du einschätzen, ob es sich lohnen kann und du am Ende nicht enttäuscht wirst.
Ich bekomme häufig zu hören, „Mein Arzt hat mir empfohlen, so viele Eizellen einzufrieren, wie ich alt bin. Ich bin 36, also meinte er, ich würde wohl 3-4 Zyklen machen müssen, um eine realistische Chance auf 36 Eizellen zu haben. Das würde mir ziemlich sicher zu einem Kind verhelfen, vielleicht sogar zwei, mit viel Glück drei. Man weiß halt nie, wie gut die Eizellqualität noch ist und sie wird ja auch nicht besser mit der Zeit“. Dass man theoretisch mehr Eizellen einfrieren muss, wenn man älter ist, um eine realistische Chance auf ein Kind zu haben, klingt natürlich plausibel. Man darf aber auch nicht die finanzielle, emotionale und körperliche Belastung von 4 Hormonzyklen unterschätzen.
Ansonsten wäre zu überlegen, wie stark der Kinderwunsch ist, wenn man Ende 30 ist. Mehr und mehr Frauen entscheiden sich für die Variante, mit Spendersamen schwanger zu werden (in Deutschland möglich), oder ihre Eizellen zumindest mit Spendersamen zu befruchten und die Embryonen einzufrieren und für später aufzubewahren, denn bei Embryonen ist die Auftaurate wesentlich besser als bei Eizellen. Dies ist jedoch nur im Ausland möglich.
Persönliches Social-Freezing Beratungsgespräch buchen?!
Vielleicht hast du noch nicht final entschieden, ob du die Eizellen einfrieren möchtest. Oder du überlegst, wie viele Eizellen sollte ich einfrieren? Wie viele Zyklen machen Sinn? Wie du ein gutes Zentrum fürs Social Freezing aussuchst, ist auch einer der Punkte, die ich gern mit dir in einem persönlichen Beratungsgespräch durchspreche. Ich arbeite natürlich unabhängig und ergebnisoffen.
In meinem Social-Freezing Beratungsgespräch gebe ich dir Werkzeuge und Wissen an die Hand, die auf dem letzten wissenschaftlichen Stand basieren. Damit kannst du JETZT die Entscheidungen für deine Zukunft treffen, die sich für dich am besten anfühlen und zu dem Leben passen, wie du es dir vorstellst. Hier kannst du einen Termin mit mir buchen.
Ich bin durch meine wissenschaftliche Arbeit in Cambridge direkt an der Quelle, was die neuesten Studien angeht. Wir können zum Beispiel gemeinsam ausrechnen, wie viele Eizellen du für eine gute Chance auf ein Kind einfrieren müsstest. Manchmal erzähle ich aber auch von Alternativen zum Social Freezing bei dem Beratungsgespräch. Solo-Mutterschaft, Embryonen einfrieren, Kinderlosigkeit, Möglichkeiten, falls die eigenen Eizellen nicht zur Schwangerschaft führen. Gerne können wir gemeinsam verschiedene Optionen durchsprechen und herausfinden, was für dich der stimmigste und beste Weg in deinem Leben ist.
Wichtig: Ein ärztliches Gespräch ersetzt meine Beratung nicht!
Neutrale Informationen und Erfahrungsberichte von Frauen mit Social Freezing in Deutschland
In meiner privaten Facebook-Gruppe kannst du dich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Sie heißt „Social Freezing, Eizellen einfrieren, Fragen + Antworten“ und das ist der Link facebook.com/groups/social.freezing.eizellen.einfrieren. Hier kannst du deine Fragen stellen. Hier gibt es Insider-Tipps. Aufmunterung. Gemeinsame Unterstützung. Und falls du dich für das Social freezing entscheidest, kannst du andere Frauen finden, die auch gerade einen Zyklus machen.
Ansonsten kannst du dich auch gern für eine persönliches Beratungsgespräch mit mir melden. Ich arbeite mit keinen Kinderwunschzentren zusammen und kann dich neutral beraten. Auf deine Lebenssituation zugeschnitten. Überlegen, ob Eizellen einfrieren für dich sinnvoll sein kann.
Quellen und weitere Artikel zum Social Freezing
Baldwin, Kylie. 2019. Egg Freezing, Fertility and Reproductive Choice: Negotiating Responsibility, Hope and Modern Motherhood. Emerald Publishing Limited. https://books.emeraldinsight.com/page/detail/Egg-Freezing-Fertility-and-Reproductive-ChoiceEgg-Freezing,-Fertility-and-Reproductive-Choice/?k=9781787564848. Studie über die Erfahrungen von Frauen in der UK und den USA, die ihre Eizellen eingefroren haben. SEHR zu empfehlen für alle, die Englisch lesen können.
Inhorn, M.C., Birenbaum-Carmeli, D., Westphal, L.M. et al. Ten pathways to elective egg freezing: a binational analysis. J Assist Reprod Genet 35, 2003–2011 (2018). https://doi.org/10.1007/s10815-018-1277-3. Eine tolle Studie von meiner Kollegin Marcia Inhorn in Yale. Es geht darum, warum nicht Karrieregründe, sondern ein fehlender Partner der Hauptgrund ist, warum viele Frauen in den USA und Israel Social Freezing machen.
Royal College of Obstetricians and Gynaecologists. August 2018. RCOG suggests caution over social egg freezing. https://www.rcog.org.uk/en/news/rcog-suggests-caution-over-social-egg-freezing/
Deutsches IVF-Register. 2019. DIR-Jahrbuch. https://www.deutsches-ivf-register.de/perch/resources/dir-jahrbuch-2019-de.pdf
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